Auto­bahn­aus­bau in Öffent­lich-pri­va­ter Partnerschaft.

Über ÖPP wird viel berich­tet. Häu­fig wird der Ein­druck erweckt, Bun­des­au­to­bah­nen in Öffent­lich-pri­va­ter-Part­ner­schaft aus­zu­bauen und zu betrei­ben bedeute, sie an pri­vate zu ver­äu­ßern. wir erklä­ren.

AUSGANGSLAGE

Der Ber­li­ner Auto­bahn-Nord­ring der A10 dient als Ver­tei­ler für die Metro­pol­re­gion Ber­lin zu den Auto­bah­nen A11 und A24, zum bran­den­bur­gi­schen Umland und in Rich­tung Polen. Die A24 ver­bin­det Ber­lin mit der Metro­pol­re­gion Ham­burg und über die A19 mit den Hafen­stand­or­ten und den Urlaubs­ge­bie­ten an der Ost­see. In der Ver­gan­gen­heit ist der Ber­li­ner Ring bereits im Süden und im Osten dem fest­ge­stell­ten Bedarf ent­spre­chend sechs­strei­fig aus­ge­baut wor­den. Mit dem Bedarfs­plan für die Bun­des­fern­stra­ßen 2016 hat der Gesetz­ge­ber den vor­dring­li­chen Bedarf für den sechs­strei­fi­gen Aus­bau der A10 auf dem gesam­ten rund vier­zig Kilo­me­ter lan­gen Ber­li­ner Nord­ring bestä­tigt. Der in Teil­be­rei­chen (u. a. Auto­bahn­drei­ecke Havel­land und Bar­nim) bereits durch­ge­führte Stre­cken­aus­bau kann dem­nach wei­ter ver­folgt wer­den. Die ver­kehr­li­che Belas­tung der A24 im Abschnitt zwi­schen den Anschluss­stel­len Neu­rup­pin und Krem­men ist deut­lich nied­ri­ger. Auch per­spek­ti­visch ist nicht von einem durch­gän­gig sechs­strei­fi­gen Aus­bau­erfor­der­nis aus­zu­ge­hen. Gleich­wohl wer­den bei der auf­grund des Stra­ßen­zu­stands (abgän­gi­ger Unter­bau: nicht aus­rei­chend trag­fä­hige DDR-Beton-Auto­bahn aus den Sieb­zi­ger­jah­ren) ver­folg­ten Erneue­rung jetzt bereits vorab intel­li­gente Ver­kehrs­fluss­ver­bes­se­run­gen rea­li­siert, indem in bei­den Fahrt­rich­tun­gen auf rund sech­zehn Kilo­me­ter Länge der Sei­ten­strei­fen ver­kehrs­ab­hän­gig als zusätz­li­cher Fahr­strei­fen bereit­ge­stellt wird. Mit dem zwi­schen­zeit­lich für beide Auto­bah­nen erziel­ten Bau­recht und dem Nach­weis der Wirt­schaft­lich­keit ist es mög­lich, diese ver­kehr­li­chen Anfor­de­run­gen durch ein ÖPP-Vor­ha­ben (öffent­lich-pri­vate Part­ner­schaft) der „Neuen Gene­ra­tion von ÖPP-Pro­jek­ten“ in kür­zest mög­li­cher Zeit zu erfüllen.

PROJEKTBESCHREIBUNG

Das als ÖPP-Ver­füg­bar­keits­mo­dell (die Ver­gü­tung erfolgt leis­tungs­ab­hän­gig je nach Ver­füg­bar­keit der Auto­bahn für den Ver­kehr) ver­ge­bene größte Bun­des­fern­stra­ßen­pro­jekt in Bran­den­burg umfasst einen ins­ge­samt ca. 65 Kilo­me­ter lan­gen Abschnitt der A10 und der A24. Zwi­schen dem Auto­bahn­drei­eck Pan­kow bis zur Anschluss­stelle Neu­rup­pin wer­den die A10 sechs­strei­fig aus­ge­baut und die A24 grund­haft erneu­ert, um dem zukünf­ti­gen Ver­kehrs­auf­kom­men gerecht zu wer­den und allen Ver­kehrs­teil­neh­me­rin­nen und Ver­kehrs­teil­neh­mern auf die­ser viel­be­fah­re­nen Stre­cke in Deutsch­lands Haupt­stadt­re­gion eine kom­for­ta­ble, schnelle und sichere Auto­bahn anbie­ten zu kön­nen. Der vier­strei­fige, ca. 30 Kilo­me­ter lange Abschnitt der A24 wird kom­plett erneu­ert, wobei die Sei­ten­strei­fen ver­brei­tert wer­den, um Teil­ab­schnitte im Bedarfs­fall je nach Ver­kehrs­auf­kom­men tem­po­rär für den Ver­kehr frei­zu­ge­ben. Neben dem Aus­bau über­nimmt der Auf­trag­neh­mer Havel­land­au­to­bahn GmbH & Co. KG, ein Kon­sor­tium um die inter­na­tio­nal erfah­re­nen Bau­un­ter­neh­men BAM und HABAU, auch die antei­lige Finan­zie­rung des Pro­jekts sowie die Erhal­tung und der Betrieb der Pro­jekt­stre­cke. Ver­trag­li­cher Pro­jekt­be­ginn ist der 1. März 2018. Die Pro­jekt­dauer beträgt 30 Jahre. Der Aus­bau soll unter lau­fen­dem Betrieb statt­fin­den und ver­trags­ge­mäß bereits Ende 2022 abge­schlos­sen sein. Dies ist inso­fern beacht­lich, da inner­halb die­ser ver­hält­nis­mä­ßig kur­zen Zeit­spanne nicht nur der Aus­bau (A10) bzw. die grund­hafte Erneue­rung (A24) der Pro­jekt­stre­cke und der Rück­bau von einer Brü­cke rea­li­siert wer­den, son­dern auch ins­ge­samt 38 neue Brü­cken­bau­werke ent­ste­hen, davon 28 Ersatz­neu­bau­ten und zehn Neubauten.

Die Pro­jekt­struk­tur im Überblick

AUFTRAGNEHMER

Gesamt­ver­ant­wort­lich für das Pro­jekt ist als Auf­trag­neh­mer die Pro­jekt­ge­sell­schaft Havel­land­au­to­bahn GmbH & Co. KG. Gesell­schaf­ter der Pro­jekt­ge­sell­schaft sind die BAM PPP P12 Hol­ding GmbH (70%) und die HABAU PPP GmbH (30%).

AUFTRAGGEBER

Die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land – Bun­des­stra­ßen­ver­wal­tung – ver­tre­ten durch das Land Bran­den­burg, die­ses ver­tre­ten durch die DEGES Deut­sche Ein­heit Fern­stra­ßen­pla­nungs- und ‑bau GmbH, ist Auf­trag­ge­ber des Ver­füg­bar­keits­mo­dells A10/A24. Die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land bleibt Eigen­tü­me­rin des Auto­bahn­ab­schnitts als Stra­ßen­bau­last­trä­ger und nimmt alle hoheit­li­chen Auf­ga­ben und Befug­nisse wahr.

BAU-ARGE

Die Pro­jekt­ge­sell­schaft Havel­land­au­to­bahn GmbH & Co. KG erbringt keine Bau­leis­tun­gen, son­dern beauf­tragt hier­mit die ARGE A10/A24 Havel­land­au­to­bahn als Gene­ral­un­ter­neh­mer. Somit ist die jeweils 50% aus Wayss & Frey­tag Inge­nieur­bau AG und HABAU Hoch- und Tief­bau­ge­sell­schaft m.b.H. bestehende Bau-ARGE für sämt­li­che Pla­nungs- und Bau­leis­tun­gen verantwortlich.

BETRIEBS- UND ERHALTUNGSGESELLSCHAFT

Betriebs- und Erhal­tungs­leis­tun­gen wer­den von der Havel­land­au­to­bahn Ser­vices GmbH & Co. KG im Auf­trag der Havel­land­au­to­bahn GmbH & Co. KG erbracht. Gesell­schaf­ter der Betriebs- und Erhal­tungs­ge­sell­schaft sind die BAM PPP Deutsch­land GmbH (70%) und die HABAU PPP GmbH (30%).

Öffent­lich Pri­vate Partnerschaft

Öffent­lich-pri­vate Part­ner­schaf­ten, kurz ÖPP (oder auch eng­lisch PPP – Public Pri­vate Part­ner­ship genannt), sind lang­fris­tig ange­legte, ver­trag­lich gere­gelte Koope­ra­tio­nen der öffent­li­chen Hand mit einem pri­va­ten Partner.

Im Bereich des Aus­baus der Infra­struk­tur und der Ver­kehrs­wege über­nimmt der pri­vate Part­ner im Rah­men des ÖPP-Pro­jekts den Bau oder Aus­bau eines defi­nier­ten Stre­cken­ab­schnitts und betreibt die­sen Abschnitt für einen Zeit­raum von zumeist 30 Jah­ren. Die öffent­li­che Hand, also der Bund, bleibt zu jeder Zeit Eigen­tü­mer der Auto­bahn und kon­trol­liert die Leis­tungs­er­brin­gung des pri­va­ten Part­ners. ÖPP-Pro­jekte eta­blie­ren sich mitt­ler­weile auch in Deutsch­land als Instru­ment zur Rea­li­sie­rung öffent­li­cher Infra­struk­tur­pro­jekte. Wesent­li­ches Ziel der ÖPP-Pro­jekte im Bereich der öffent­li­chen Infra­struk­tur ist die schnelle Besei­ti­gung von Lücken oder Eng­päs­sen im Stra­ßen­netz. Mit öffent­lich-pri­va­ten Part­ner­schaf­ten kön­nen drin­gend not­wen­dige Infra­struk­tur­maß­nah­men schnel­ler rea­li­siert wer­den. Die lang­fris­tige Bin­dung und Pla­nung des pri­va­ten Part­ners sorgt für eine effi­zi­ente und nach­hal­tige Rea­li­sie­rung kom­ple­xer Infrastrukturprojekte.

Auf­trag­neh­mer und pri­va­ter Part­ner des Bun­des auf der A10/A24 ist die Havel­land­au­to­bahn GmbH & Co. KG, wel­che ein über den gesam­ten Ver­trags­zeit­raum ver­teil­tes, ver­trag­lich fest ver­ein­bar­tes Ent­gelt aus dem öffent­li­chen Haus­halt erhält. Die­ses ist abhän­gig von der Ver­füg­bar­keit der Stre­cke und der Qua­li­tät der erbrach­ten Leistungen.

Das bedeu­tet, dass bei einer nur ein­ge­schränkt ver­füg­ba­ren Ver­trags­stre­cke, also zum Bei­spiel bei nicht zur Ver­fü­gung ste­hen­den Fahr­strei­fen oder einer Begren­zung der erlaub­ten Höchst­ge­schwin­dig­keit wegen Fahr­bahn­män­geln das monat­lich gezahlte Ent­gelt (Ver­füg­bar­keits­ent­gelt) ent­spre­chend gekürzt wer­den kann.

Nach Ablauf der mit dem Bund ver­ein­bar­ten drei­ßig­jäh­ri­gen Ver­trags­lauf­zeit wird die Ver­ant­wor­tung für Erhal­tung und Betrieb des betref­fen­den Auto­bahn­ab­schnitts mit einem bereits bei Ver­trags­schluss defi­nier­ten Zustand wie­der an den Bund zurückgegeben.

Wei­tere inter­es­sante Infor­ma­tio­nen zum Thema ÖPP fin­den Sie auch auf der Web­seite des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Ver­kehr und digi­tale Infra­struk­tur (BMVI) unter www.bmvi.de.

Bund bleibt eigen­tü­mer der autobahn

In der Bericht­erstat­tung über ÖPP ent­steht mit­un­ter der Ein­druck, der Bund ver­äu­ßere sein Eigen­tum an pri­vate Betrei­ber. Das ist nicht der Fall. Die Auto­bah­nen sind und blei­ben im Eigen­tum der Bun­des­re­pu­blik Deutschland.

Nach einem euro­pa­wei­ten Ver­ga­be­ver­fah­ren hatte das Bun­des­mi­nis­te­rium für Ver­kehr und digi­tale Infra­struk­tur, ver­tre­ten durch das Land Bran­den­burg, die­ses ver­tre­ten durch die DEGES Deut­sche Ein­heit Fern­stra­ßen­pla­nungs- und ‑bau GmbH, am 15. Dezem­ber 2017 der Pro­jekt­ge­sell­schaft Havel­land­au­to­bahn GmbH & Co. KG den Zuschlag für den Aus­bau und die grund­hafte Erneue­rung sowie den Betrieb und die Erhal­tung der Pro­jekt­stre­cke im Rah­men einer öffent­lich-pri­va­ten Part­ner­schaft (ÖPP) erteilt.

Der Auf­trag­neh­mer pri­vate Betrei­ber moder­ni­siert, betreibt und erhält die Pro­jekt­stre­cke wäh­rend der Pro­jekt­dauer von 30 Jah­ren. Die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land bleibt aber Eigen­tü­me­rin der Pro­jekt­stre­cke. Die vom Bund getra­ge­nen Pro­jekt­kos­ten belau­fen sich auf ins­ge­samt rund 1,4 Mrd. Euro.